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SPD

Liebe Genossinnen und liebe Genossen!

Als ich 1972 in die SPD eintrat, war das eine Entscheidung des Gefühls und nicht des Verstandes.
Zwar erschien mir national die Ostpolitik Willy Brandts der richtige Weg und lokal die Kulturpolitik Hilmar Hoffmanns unterstützenswert, aber meine Entscheidung galt der Partei der kleinen Leute, die sich gegen Ungerechtigkeit und für mehr Sozialismus einsetzt.

Als Theatermann forderte ich damals ein wahrhaftiges, engagiertes Theater und erprobte das mit Unterstützung und Erfolg auf öffentlichen Plätzen, in ungewöhnlichen Räumen und Landschaften. Ich wollte ein Theater, dass vom heutigen Unterhaltungs- und Amusementbetrieb weit entfernt ist. Seitdem habe ich auch an den meisten Kulturkonferenzen der SPD teilgenommen, das ist nicht viel vergnüglicher als manche Ortsvereinssitzung und wiederholt sich manchmal nahezu unverändert alle zehn Jahre. Aber hier habe ich es auf Vorschlag der Sachsen in den Bundesvorstand des Kulturforums gebracht und kämpfe unverdrossen weiter.

In unserer Demokratie ist Auseinandersetzung und Streit das Lebenselixier nicht nur zwischen den Parteien sondern auch in den Parteien. Die Medien in verzweifelter Geldgier, auch das Selbstverständliche zum Ungeheuerlichen aufzublasen, suggerieren Streit sei Versagen und Richtungslosigkeit. Streit ist Richtungsfindung. Als wir in Urwahl über den Kanzlerkandidaten abstimmten, war ich vehement gegen den, der es dann wurde. Vielleicht könnte ich jetzt sagen: Siehste! Aber Häme liegt mir nicht. Die SPD braucht starke rechte und linke Flügel, ohne starke Flügel fliegt der Vogel nicht. Und meine Feder im linken Flügel habe ich immer gern gespreizt.

Eine Partei ist keine Liebesbeziehung, sondern ein Kompaß für die Grundrichtung, auch wenn es manchmal notwendig ist, ein Hindernis zu umgehen. Allerdings sind in den letzten sieben Jahren so viele Hindernisse falsch eingeschätzt, behauptet und selbst aufgerichtet worden, dass viele – in meinen Augen nicht zu Unrecht – den Eindruck gewinnen mussten, die Ausrichtung auf den Pol soziale Gerechtigkeit für Alle sei verloren gegangen. Ich glaube das nicht, ich sehe in der SPD, die Kraft sich zu erneuern. Das ist auch der Grund, warum ich nie außerhalb der SPD wohlfeile Verbündete gesucht und einen Austritt erwogen habe. Ich halte es für meine Pflicht, meine Bedenken in der SPD auszutragen. Und dazu gehört es auch, abschließende Beschlüsse mit zutragen. Ich habe das nicht nur mit Vehemenz und Engagement im Wahlkampf getan, dort aber Besonders, fünfmal in Bundestagswahlkämpfen, zweimal in Landtagswahlkämpfen. Und jeweils mit dem Erfolg der Kandidaten, wie z.B. beim einzigen Landtagsdirektmandat der SPD in Sachsen.

Die SPD ist mein politischer Ort, selbst wenn ich mit den Zähnen knirsche und mit Geduld und Ungeduld auf klügere Politik der eigenen Partei hoffe.


Kandidatur zur Stadtratswahl 2009 in Chemnitz

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