Ich fordere den Tag für die Abschaffung von Gedenktagen.
Am 2. April gab es den Aktionstag der älteren Generation. Die „Lebensabendbewegung“ soll ihn begründet haben. Selbst dem Lebensabend näher als dem Lebensmorgen ist mir diese Tage-Inflation ein Gräuel.
Ein kleiner Ausschnitt: Welt-Krebstag (4.2.), Welttag des Kranken (11.2.), Tag des Frosches (29.2.08), internationaler Frauentag (8.3.), Antirassismustag (19.3.),Tag der Behinderten 21.3., Welttheatertag (27.3.), Tag des Bieres (23.4.), Vatertag(1.5.), Internationaler Herbammentag (5.5.), Weltfernmeldetag (17.5.), Tag des Ausbildungsplatzes (21.5.), Weltnichtrauchertag (31.5.), Weltbauerntag und Internationaler Tag der Milch (1.6.), Internationaler Kindertag (1.6.), Tag der Apotheke (14.6.), Internationaler Tag gegen Drogenmissbrauch und Suchtstoffverkehr (sic!) 26.6., Tag des Cholesterins (30.6.), Internationaler Tag der Jugend (12.8.), Welt-Suizid-Präventionstag (10.9.), Entdeckertag (16.9.), world usability day (8.11.), Weltstudententag (17.11.), Deutscher Büffeltag (gehört nicht hierher), Muttertag, Internationaler Tag der Familie. Tag des Buches.
Nicht nur dass gelegentlich der Tag der Arbeit und der Vatertag oder der Tag des Bieres und der Tag zum Gedenken an die Shoa zusammenfallen können – die einen grölen und die anderen gedenken – die Inflation entwertet alle Gedenktage auch die, die mir wertvoll und wichtig sind.
Ich proklamiere hiermit feierlich den 11.1. zum Antigedenktag.
Georg Domin
Lieber Egmont,
kurz nach meinem innigen Nachsinnen über die großartigen Leistungen der Apothekerschaft schreibe ich diese Zeilen.
Eine Inflation entwertet alles, auch Gedenktage. Wer will schon Inflation. Am liebsten würde ich die inflationären Tendenzen der menschlichen Verdummung abschaffen, aber da dies schwierig wird, können wir gerne mit den Gedenktagen anfangen, sicher eine Folge von ersteren sind.
In diesem Sinne: Sapere aude! Du sprichst mir aus dem Herzen
Manuel Friedemann
15. Jun. 2009